Am karibischen Himmel braute sich minutenschnell ein tropischer Wolkenbruch zusammen. Die Sonne strahlte eben noch am Azurblau des Himmels, schon prasselten dicke, schwere Regentropfen in der Größe von Wachteleiern auf den feinen, hellen Korallensand. Die Farbe des Meerwassers verwandelte sich zusehends von Türkisgrün in Bleigrau, und die Wellenkämme trugen plötzlich kleine, weiße Schaumkronen.
Samuel, der schon seit der Ankunft der Boeing aus Deutschland nur noch Augen für Anna hatte, zog sie unter das schmale Vordach seines Strandbungalows.
Sie wusste, dass er als Masseur in diesem Ferienclub arbeitete, und sie fühlte sich nicht unwohl, so dicht an ihn geschmiegt. Seinen muskulösen Arm hatte er nun fest um ihre Hüften geschlungen. In Annas Nase drang ein herber Duft. Er roch unverschämt gut nach einer Mischung eines ihr unbekannten Herrenparfüms und männlichem Schweiß. Dieser Muskelprotz war ihr gar nicht mehr unsympathisch, obwohl sie ihm dieses Dauergrinsen wie aus einer Zahnpastawerbung am liebsten verboten hätte.
»Gehen wir rein?«, fragte Samuel mit einem schmachtenden Blick auf das breite Doppelbett.
Als Anna zögerte, fügte er hinzu: »Ich kann dir ja den Rücken massieren solange der Regen anhält.«
»Okay, aber nur massieren«, willigte sie mit einem schelmischen Lächeln ein.
»Klar - was denkst du denn?«
Bei der Massage von Annas zierlichem Körper stellte er sich alles Mögliche vor, schließlich war er nicht bei der Arbeit. Er wollte diese junge Frau nur zu gern erobern. Seine kräftigen Finger kneteten sanft über ihre etwas verspannte Rückenmuskulatur. Die warmen Hände streichelten über ihre leicht gebräunte Haut, bis sich bei Anna ein prickelndes Gefühl einstellte, welches bis in die Bauchgegend vordrang und von da bis zu ihrem Schoß. Behutsam hauchte Samuel ein paar Küsse auf ihren Nacken, und sie ließ es geschehen. Eine von ihren blonden Haarspitzen kitzelte an seiner Wange. Sie vernahm seinen heißen Atem im Genick und spürte seine wachsende Erregung. Wie eine sich streckende Katze bog sie sich unter ihm. Sie glaubte, für einen Augenblick lang, die Beherrschung verlieren zu müssen, denn in ihre Nase drang wiederum dieser maskuline Duft. Annas Finger krallten sich in das Laken und in ihren Gedanken kreiste der Satz: »Nimm mich jetzt!«
Erst streichelte Samuel sie noch ganz langsam, dann immer wilder werdend. Sie mochte dieses Begehren. Als sie sich aus der Bauchlage befreite und sich herumdrehte, küssten sie sich leidenschaftlich und voller begehrendem Feuer. Die defekte Klimaanlage im Strandbungalow würde sicher bald repariert sein. Samuels Schweiß tropfte auf den bebenden Körper darunter. Er arbeitete sich raffiniert und ziemlich rasch an ihre leicht gespreizten Schenkel heran. »Weshalb war sie mir seit einer Woche bisher ausgewichen? Ist dieser Marc, der heute die Klettertour gebucht hat, wirklich ihr Freund?«, quälte sich Samuel still.
Anna duftete überall nach Meeresbrise. Sie genoss das Liebesspiel in vollen Zügen, und Samuel begutachtete jeden entrückten Ausdruck ihres Gesichtes, jedes Aufbäumen ihres Körpers, jedes Zucken ihres Beckens, jeden Seufzer aus ihrem Mund.
Ihre Fingernägel gruben sich in seine Lenden. Sie meinte, sie könne es nicht mehr aushalten, wollte jedoch dass dieser erotische Zauber eine kleine Ewigkeit anhält. »Komm, lass uns unter die Dusche gehen«, wisperte sie ihm zärtlich ins Ohr.
Samuel blickte ihr tief und eindringlich in die Augen. Draußen hatte der Regen längst aufgehört. Die Wellen schlugen wieder rhythmisch rauschend an den Strand. Der Bungalow war erfüllt von knisternder, feuchtdampfender, heißer Atmosphäre. Er stand auf, hob sie vom Bett hoch und trug sie in das kleine Badezimmer.
Als sie unter der Dusche standen, rann das lauwarme Wasser an ihren erregten Körpern entlang und sie seiften sich ganz langsam gegenseitig ein. Was für ein Gefühl ... seine Hände schienen überall zu sein, während ihre Lippen aneinander klebten. Für beide war das gesamte Universum in weite, weite Ferne gerückt. Anna nahm nur noch die Gegenwart dieses herrlich durchtrainierten Männerkörpers wahr. Samuels ganzer Stolz war ja schon seit geraumer Zeit auf eine stattliche Größe angeschwollen. Er hob Annas Körper etwas an, und das naive haitianische Kachelmuster drückte sich in ihren Rücken. Die Beine schlang sie fest um ihn und flüsterte: »Jetzt«.
Samuel sagte nichts, nickte nur und küsste sie erneut leidenschaftlich. Nie, wirklich nie zuvor, hatte Anna diese glühende Hitze der sich jeden Moment verschmelzenden Individuen so innig gespürt, als sie sich vorstellte, wie Samuel gleich sanft ihren Bikinislip beiseite schieben und langsam in sie eindringen würde. Ihre Warzen hatten sich hart gegen sein Brusthaar gereckt. Sie fühlte, dass es jetzt soweit war; er stand aufgerichtet vor ihrer Pforte und bettelte um Einlass ...
Anna bäumte sich erschrocken auf. Schweißgebadet saß sie im Bett eines Hotelzimmers an der Küste der Insel Hispaniola. Marc schnarchte laut wie ein Bulldozer neben ihr und hatte sie damit aus ihren schönen Traum gerissen. Wütend warf sie das Kopfkissen nach ihm. Marc war aber von der Klettertour am Vortag so erschöpft, dass er sich grunzend auf die Seite drehte und weiterschlief.
Schon früh am Morgen setzte sich Anna im Negligé auf die Terrasse vor ihrem Zimmer. Die sanft kühlende Brise vom Meer streichelte samtartig über ihre Haut.
Drüben am Strand lief ein Mann entlang. Ein Dauerlächeln für Zahnpastawerbung streifte Annas Blick. Samuel, der Masseur, machte sich auf den Weg zur Arbeit ...